Spurensuche

Die Statine werden verteufelt, weil sie zuviel Kosten verursachen (falsch), weil sie zuwenig wirksam sind (falsch), weil sie zuwenig Nutzen erbringen (falsch) und weil dann die Leute noch länger leben (richtig) und auch länger gesund bleiben (richtig). Anstelle der Gesundheitsförderung tritt die Angst vor nicht mehr zu bewältigender hoher Zahl an Kranken. Doch genau dies wird durch die Cholesterinlüge erzeugt.

Hier geht es darum, das Vorgehen von Experten zu analysieren, welches sie wählen, um den Sinn medizinischer Massnahmen komplett in Frage zu stellen. Warum sie das tun, am Schluss.

Wirksamkeit: Die zwei Haupt-Methoden, die Wirksamkeit einer medizinischen Massnahme als unwirksam darzustellen sind die NNT, also die Zahl Personen, die behandelt werden müssen, um ein Ereignis zu verhindern und dieses Ereignis ist dann notwendigerweise ein Todesfall, der verhindert werden müsste.

Nutzen:  Die Hauptmethode zur Berechnung des Nutzens  basiert auf der Lebensqualität, welche als QALY ausgegeben wird (1 QALY = ein Jahr in guter Gesundheit und Lebensqualität. Die Angabe betrifft dann die Kosten pro 1 QALY.

Die folgenden Analysen basieren auf den Vorträgen an der Gesundheitstagung SPS vom 07. April 2017.

Die erste Analyse betrifft den Vortrag von Prof. Dr. med. Christoph A. Meier, Ärztlicher Direktor & Stv. Spitaldirektor, Universitätsspital Basel. Er spricht zum Thema “Überversorgung in der Medizin – Was ist zu tun?” In der Folie Seite 8 werden die Statine in der Primärprävention an erster Stelle genannt. Er schreibt: “Eine unnötige Verschreibung ist unethisch, weil die dafür aufgewendeten Ressourcen anderen Patienten zugutekommen könnten”. Dieses Zitat stammt aus einem Artikel in der Schweizerischen Ärztezeitung mit diversen Exponenten des Swiss Medical Boards, insbesondere die Ethikerin Nicola Biller-Adorno, Prof. Stefan Felder, Gesundheitsökonom in Basel und Prof. Metzger, emeritierter Chirurgieprofessor. Dieser Artikel entstand als Replik auf unseren Artikel  “Ökonomie erhebt sich über die Medizin”, wo die Fehler des SMB Boards zum Statinbericht aufgereiht wurden.  Prof. Meier schreibt dann im zitierten Artikel: “Die von Romanens et al. angegebene relative Risikoreduktion von 22% für die Wirksamkeit von Statinen taucht im Bericht des SMB nicht auf. Die relative Risikoreduktion ist ja auch nicht relevant. Vielmehr kommt es darauf an, die Wirksamkeit und die Kosten einer Behandlung in absoluten Einheiten zu messen.”

Gehen wir zurück zur Folie 8 des Vortrags:  hier wird die relative Risikoredukton (RRR) von 22% nicht mehr als irrelevant dargestellt, es wird vorgerechnet, dass eine absolute Risikoreduktion von 1% erwartet wird, was einen NNT von 90 ergeben würde. Dies ist falsch, der NNT ist 100/1=100 und nicht 90. Und schliesslich erwähnt Prof. Meier Kosten von 210’000 Franken / QALY.

Um die Fälschung von medizinischen Tatsachen zu verstehen, haben wir einen Artikel zu diesen Berechnungen publiziert, dabei waren auch namhafte Gesundheitsökonomen. Die Kosten von 210’000 Franken / 1 QALY gelten für ein Risiko, ein Ereignis zu erleiden von 5% in 5 Jahren und der NNT ist 91 (Tabelle 2). Da die Wirksamkeit der Statine sich in diesem Modell nach 10 statt 5 Jahren Wirkung vervierfacht (!),  betragen nun die Kosten pro QALY nur noch 62’057 und sind damit weiter unter dem Bereich, den die Gesellschaft für ein QALY bereit ist zu bezahlen (150’000 Fr./QALY). Die moderneren Statine senken das LDL Cholesterin in der Regel um 2 mmol/l, also doppelte Wirkung als von SMB angegeben, zu Tageskosten von 37 Rappen (SMB rechnet mit 1.00 Fr/Tag).  Berücksichtigt man den LDL Effekt, sinken die Kosten pro QALY nochmals um die Hälfte mit einem NNT von 15, senkt man die Tageskosten auf realistische Werte, nochmals 70% weniger Kosten pro QALY. Umgerechnet auf die Kosten pro QALY bei einem NNT von 15 zeigt das QALY Modell des SMB einen “return on investment” von -4’923 Franken. Dies bedeutet, dass die Gesellschaft mit Statinen kosten spart und die Prämien damit erst noch sinken.

Und wieder werden die Statine angegriffen, dieses mal von Frau Anina Hess-Cabalzar von der Menschenmedizin.  Sie schreibt in Folie 22: ” Bei mittlerem Risiko von 10% in den nächsten 10 Jahren beträgt die zu behandelnde Zahl Patienten in 1 Jahr rund 500 (NNT=500/Jahr)”.  Sie folgert dann auf Folie 24: NNT von z.B. > 150/Jahr werden in der OKP nicht finanziert. Frau Hess berechnet also für die Statine eine absolute Risikoreduktion von 0.2% pro Jahr (100/0.2=500).  Dies entspricht einer absoluten Risikoreduktion von 2% in 10 Jahren (NNT=50). Gemäss Frau Hess dürfte man also eine Therapie, die nach einem Jahr ein NNT hat von 500 nicht 10 Jahre einnehmen, obwohl dann die NNT nur noch 50 betragen würden.

Herr Dr. med. Reinhard Imorberdorf, Co-Chefarzt an der medizinischen Klinik in Winterthur und ein Statingegner (“das Märchen vom bösen Cholesterin”) verweist bei seinen Berechnungen auf die amerikanische Website www.thennt.com. Dort hat sich nun interessantes zugetragen. Bis 2015 zeichnete ein Dr. David Newman verantwortlich für die NNT Analyse der Statine. Sie betrug für die Vermeidung von Todesfällen unendlich viele, für die Vermeidung eines Herzinfarktes 104 und für die Vermeidung eines Hirnschlags 154. Dr. Newman wurde 2017 zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt, er verging sich sexuell an zwei narkotisierten Frauen im Spital. Aktuell zeichnet deshalb ein enger Vertrauter des thennt.com Gründers Newman, nämlich John Abrahamson. Die neuen Zahlen für die NNT lauten nun 217 und 313. Eine Cochrane-Analyse fand jedoch ganz andere Zahlen, welche eindeutig für die Statine in der Grundversorgung sprechen.

Es wird also kräftig gelogen um die Statine. Warum? Die Antwort dazu liefert wohl Prof. Dr. med. Beat Müller, Chefarzt Medizinische Klinik, Aarau in einem Vortrag der Medart Basel: “Leute, wollt ihr ewig leben?” 

Kommentar:

Die Cholesterinleugner sind Teil einer pessimistischen Kraft in der Medizin, welche die modernen Errungenschaften, hier in der Prävention der Atherosklerose und ihrer Folgen schlichtweg verneint und damit erst recht viele Krankheiten erzeugt, die problemlos vermieden werden könnten. Die Angst besteht darin, dass die Zahl der Kranken immer weiter wächst. Es entspricht dem Konzept der “smarter medicine“, die Leute nicht allzu lange leben zu lassen oder kranke Menschen möglichst bald aus dem kostenintensiven Bereich des Gesundheitswesens zu entfernen, zum Beispiel durch Förderung der Selbsttötung am Lebensende. Das Gift, welches die Cholesterinlügner verbreiten, ist ein Nocebo-Effekt für die Bevölkerung und generiert damit zusätzlich Kosten und Leid. Dieses verantwortungslose Handeln legitimieren die erwähnten Protagonisten mit den hohen Kosten, obwohl sie zum Teil wissen müssen, dass dieses Narrativ falsch ist.

Die Cholesterinlüge rechtfertigt sich aus dem höheren Interesse des Glücks für alle. Da Statine das Leben verlängern, droht die Gesellschaft in der  drohenden Krankheitsflut der Alten zu ersticken. Dieses pessimistische Narrativ besagt, dass dann die Kosten für die Behandlung dieser Personen zu einer Abnahme des Gesamt-Glücks in der Bevölkerung führt. Das Korrektiv zu diesem Narrativ ist die Krankheitskompression. Dieses besagt, dass die Leute zu 90% bis in das hohe Alter gesund bleiben, wenn sie alles unternehmen, ihre Krankheitsrisiken zu minimieren.

Die Cholesterinlügner sind paternalistische Personen, welche den Leuten vorschreiben wollen, dass sie nicht so alt zu werden brauchen. Das Verschweigen dieser versteckten Botschaft ist das eigentliche am utilitaristischen Ungeheuer.

Zum Glück gibt es noch Presseprodukte, die sich an die Wahrheit halten, z.B. hier.